Jüdisches Zentrum Fraenkelufer Berlin
Projektdaten
Festsaal, Galerie, Café, Lern- und Bildungsbereich,
Zentrum sozio-kulturellen Austauschs
Hub- und Co-Working-Space, Zentralküche, Kindertagesstätte
am historischen Standort der Synagoge
Wettbewerb 2025, Anerkennung
BGF: 3.600,00 m2
Auslober: Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer e.V.
Georg Scheel Wetzel Architekten
Team: Lisa Herwagen, Tobias Scheel, Simon Wetzel,
Frank Zimmermann
Landschaftsarchitektur:
Lanschaftsarchitekten Dietz und Partner, Valtin Dietz
Visualisierungen: Hannah Tholen
Modell: Fernando Gonzalez
In Reminiszenz an die Synagoge von Alexander Beer wird Ort, Lage und Ausrichtung des zerstörten Gebäudes mit einem Solitär markiert, der sich – wie der ursprüngliche Bau – selbstbewusst zum Fraenkelufer orientiert. Damit wird einerseits an die Gestalt der brutal zerstörten Synagoge erinnert, andererseits wird jüdisches Gemeindeleben als sichtbares Zeichen einer vielgestaltigen Stadtgesellschaft im Stadtraum wieder präsent gemacht. Der bestehende Teil der Synagoge erfährt als der eigentliche Sakralbau wieder Rahmen und Halt in einem Ensemble.
Das Gebäude des Gemeindezentrums ist allseitig orientiert, bezieht seine Gestalt jedoch aus den beiden unterschiedlichen Stadträumen Fraenkelufer und Kohlfurter Straße an seinen Schmalseiten. Dem fünfgeschossigen Solitär, der die Höhe der umgebenden Blockbebauung aufnimmt, steht an der Kohlfurter Straße die zweigeschossige Kindertagesstätte gegenüber, die an den hier historisch immer offenen Block erinnert. Damit entwickelt der Solitär des Gemeindezentrums auch Ausstrahlung in das Quartier. Staffelungen in den beiden oberen Geschossen reagieren auf die erforderlichen Abstandsflächen. Als überdachte Außenräume im Gebäude vermitteln sie zu den umgebenden heterogenen Gebäudehöhen.
Am Fraenkelufer präsentiert sich der Neubau des Gemeindezentrums mit dem Haupteingang in seiner Längsachse und einem vorgesetzten, offenen Peristyl, das – im Ideenteil – an das bestehende Synagogengebäude anbindet und den Raum der zerstörten Vorhalle der Synagoge bezeichnet. Eine zweigeschossige Loggia als Gebäudekrone wirkt in die Stadtlandschaft hinein und tritt in Dialog mit der dorischen Halbsäulenordnung des Bestandsbaus. Durch die gleichzeitige Zurückstaffelung wird ein deutlicher Höhenbezug zur Baukörperkomposition der bestehenden Synagoge hergestellt, Alt und Neu als Ensemble lesbar.
Die weithin sichtbare Schmalseite des Gebäudes wird maßgeblich für eine das Grundstück in Längsrichtung gliedernde Spur, die die verschiedenen architektonischen Interventionen wie in einem archäologischen Schnitt zusammenfasst, in dem auch die Fundamente der zerstörten Synagoge vergegenwärtigt werden können.
Zur Kohlfurter Straße spannen Kindertagesstätte und Gemeindezentrum einen abgesenkten Gartenhof auf, der an den ehemaligen Garten der Synagoge erinnert. Erst seine Absenkung macht diesen verhältnismäßig großen Freiraum und damit die Freistellung des Gemeindezentrums auf dem engen Grundstück überhaupt möglich, denn auf diese Weise können die ansonsten freizuhaltenen Randflächen des Grundstücks mit belichtbaren Räumen unterbaut werden, die sich zum Gartenhof orientieren. Er dient als geschützte Freifläche der Kindertagesstätte.
Die Fassadenmaterialien Beton, Holz, Metall beschreiben auch die Konstruktion des Baus, der als Holzhybridkonstruktion konzipiert ist. Für die Stahlbetonelemente werden Fertigteile aus Recyclingbeton verwendet.
Ein baulicher, beweglicher Sonnenschutz in Form vorgeblendeter, klappbarer Metallgitterelemente verhindert die Aufheizung an allen Fassaden und bietet eine wartungsarme Alternative zu elektromotorischen Anlagen. Durch die Luftdurchlässigkeit der Elemente erfolgt keine Aufheizung des Zwischenraumes und auch opake Bauteile werden mit verschattet, was zusätzlich einer Aufheizung entgegenwirkt. Die vorgeblendeten Elemente fungieren desweiteren sowohl als konstruktiver Holzschutz, als auch als Blend- und Sichtschutz (ggf. mit sicherheitsrelevanten Eigenschaften) und ermöglichen eine flexible Tageslichtsteuerung für mehrfachgenutzte Räume wie insbesondere den Festsaal.